Seit März 2020 haben wir in Deutschland den Corona-Status. Ausgelöst durch Meldungen aus anderen Ländern haben die Medien früh mit Sondersendungen und täglichen Updates über die Entwicklung informiert. Der Podcast mit Herrn Drosten ging zum Beispiel am 26. Februar 2020 live. Das war zu einem Zeitpunkt, als in Deutschland die Lage weit entfernt von dramatisch war (18 positiv Getestete).
Die Politik hatte natürlich die Aufgabe eine mögliche Gefahr zu bewerten und entsprechende Maßnahmen einzuleiten in dem Fall, dass eine Eskalation droht. Dazu bedient man sich geeigneter Kennzahlen. Am Anfang lag das Augenmerk auf der Aus- beziehungsweise Überlastung des Gesundheitssystems. Dann wurde der R-Wert als Basis genommen. Ende letzten Jahres dann war der Inzidenzwert das Maß aller Dinge.
In dem verlinkten Dashboard kann man die Entwicklung der drei Kennzahlen sehen. Für die Auslastung der Krankenhäuser könnte man auch andere Kennzahlen nehmen, zum Beispiel die freie Bettenkapazität. Diese ist allerdings manipulierbar, so dass ich jetzt die Anzahl der belegten Betten verwendet habe Annahme hierbei ist, dass wenn sich diese Zahl nicht stark verändert, auch eine befürchtete Triage nicht droht. Die Start- und Ende-Zeitpunkte der Lockdowns sind eingetragen und die Lockdown-Phasen farblich kodiert.
Schon beim ersten Lockdown fällt auf: der Start war am 21. März 2020 als der R-Wert bereits von über 3 am 10. März runtergefallen ist auf 0,97. Der Zielwert von unter 1 war also bereits erreicht. Der Wert verändert sich auch nicht großartig während der Lockdownphase. Etwas ähnliches passiert dann am 2. November 2020. Auch hier war der R-Wert bereits seit ca. zwei Wochen gefallen auf 1,03 als der „Lockdown light“ gestartet wurde. Einen Einfluss auf den R-Wert kann man nicht erkennen.
Inzwischen wurde aber der Inzidenzwert in den Fokus gestellt. Dieser ist, vor allem wenn man deutlich mehr Menschen und auch ohne Symptome testet, von der Anzahl der Tests abhängig. Da diese Anzahl stark anstieg gab es auch ein deutliches Wachstum bei dem Inzidenzwert.
Herr Drosten: „Also wir können nicht asymptomatische Patienten testen, auch wenn einige das jetzt im Moment selbst in der Öffentlichkeit sagen. Das ist Unsinn, das können wir nicht machen. Das können wir schon allein deswegen nicht machen, weil Laborprozeduren auch falsch positive Ergebnisse liefern.“
www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Update-Die-Podcast-Folgen-als-Skript, podcastcoronavirus102.html
Aber auch hier ist aufgrund des Kurvenverlaufs kein Zusammenhang zwischen dem Lockdown und der Inzidenz erkennbar.
Seit über einem Jahr ist die Bundesregierung in der Verantwortung die Corona-Situation mit möglichst wenig Schäden in der Gesamtbevölkerung und der deutschen Volkswirtschaft zu managen. Die minimalste Anforderung für eine effektive Steuerung und für die notwendige Transparenz in der Kommunikation mit der Bevölkerung ist, klare Kennzahlen zu haben und die Maßnahmen aus dem Verlauf dieser abzuleiten. Es ist ein Scheitern auf ganzer Linie.
Nachfolgend das Dashboard der drei Kennzahlen. Für den zeitlichen Verlauf nach rechts Scrollen. Link zu dem Dashboard in eigenem Fenster: https://public.tableau.com/views/CoronaKennzahlen/Dashboard1?:language=de-DE&:display_count=n&:origin=viz_share_link
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